Einblicke
„Warum Atome liefern, wenn man Bits übermitteln kann?“
Nicholas Negroponte, Mitbegründer des MIT Media Lab und erster Investor in das Magazin WIRED, stellte diese Frage 1995 in seinem Bestseller „Being Digital“. Damals konnte man in den 9.100 Filialen der Blockbuster-Videotheken noch Videokassetten („Atome“) ausleihen. Blockbuster gibt es nicht mehr, aber Netflix, das anfangs noch CDs per Post an seine Kunden schickte, konnte sich der Digitalisierung anpassen und ist durch Streamingdienste („Bits“) zu einem Unternehmen im Wert von 223 Milliarden US-Dollar geworden.
Dass auch Ihre Branche den Videokassetten in die Versenkung folgt, mag zwar unwahrscheinlich sein, aber die Pandemie zeigt uns, dass es jederzeit zu enormen Schwankungen in der Nachfrage nach Ihren Produkten kommen kann. Diese Schwankungen bringen auch die Notwendigkeit einer flexiblen Mischung aus digitalen und physischen Fähigkeiten mit sich, die mittlerweile eine Voraussetzung für den Erfolg ist.
Unabhängig davon, was Sie herstellen, muss alles in Ihrem Betrieb, was in jeglicher Form digitalisiert werden könnte, digitalisiert werden. Nur dann können Sie Bits intern und extern übermitteln und cyber-physische Systeme nutzen, um die Bits bei Bedarf und in der benötigten Menge in Atome umzuwandeln.
Laut dem National Institute for Standards and Technology (NIST) bestehen cyber-physische Systeme (CPS) aus miteinander interagierenden digitalen, analogen, physikalischen und menschlichen Komponenten, die durch integrierte Physik und Logik funktionsfähig gemacht werden. Diese Systeme bilden die Grundlage unserer wichtigen Infrastruktur, sind die Basis für neue und zukünftige intelligente Dienste und verbessern unsere Lebensqualität in vielen Bereichen.1 Die Grundlage von CPS bilden wiederum die Ingenieurtechnik (ET), die Betriebstechnik (OT) und die Informationstechnik (IT):
- ET ermöglicht die Entwicklung und Herstellung oder den Kauf der in Fabriken eingesetzten Geräte und Systeme.
- OT-Hardware und -Software erkennen oder bewirken Fertigungsanpassungen durch direkte Überwachung oder Steuerung von Anlagen, Abläufen und Ereignissen.
- IT-Software integriert die von den Fertigungssystemen generierten Daten in Ihre Geschäfts- und Finanzmanagement-Plattformen.
Doch wie lassen sich die daraus resultierenden Rechen- und Speicheranforderungen bewältigen? Netflix hat mehr als 100 Millionen Mitglieder weltweit, die täglich 125 Millionen Stunden Fernsehsendungen und Filme ansehen, und nutzt Amazon Web Services (AWS) für fast seinen gesamten Rechen- und Speicherbedarf. Dabei kommen mehr als 100.000 Serverinstanzen auf AWS zum Einsatz.2 Der Zugang zu elastischen Rechenressourcen bedeutet, dass Netflix seine IT-Hardwareanforderungen von Kapitalkosten zu Betriebsausgaben gemacht hat. Auch wenn Ihr IT-Bedarf vielleicht nicht so enorm ist wie der von Netflix, kann ein Cloud-Infrastruktur- und Plattformdienst dennoch notwendig sein.
Und Ihre Anforderungen an die Fertigungsausrüstung können womöglich von den Anbietern von 3D-Drucktechnologie und Druckunternehmen erfüllt werden, die Managed Services anbieten. Kunden nutzen die Dienste solcher Anbieter bei Kapazitätsengpässen und greifen auf die nötige Produktionselastizität zu, um das Defizit im 3D-Druck zu überwinden. Kritisch wird es jedoch dann, wenn die Bedingungen nicht vorhersehbar waren und sich negativ auf die Kunden auswirken. Intelligente Fertigung bietet die Möglichkeit, Ihre cyber-physischen Systeme so zu synthetisieren, dass sie Ihre Abläufe verbessern und Sie auf veränderte Angebots- und Nachfragefaktoren aufmerksam machen.